Meine erste eigene Marke
Wie aus einem Schnittmuster eine Geschäftsidee wurde
Ein altes Hasen-Schnittmuster, Retrostoffe, ein paar Kirschkerne und ein „Abfallprodukt“ meiner Filz-Serviettenringe waren der Beginn einer leidenschaftlichen Hasengeschichte.
Irgendwie war es auch die Auseinandersetzung mit der Frage: Will ich Mutter sein?
So wurde ich schließlich eine „Hasenmutter“ und konnte mich ausgiebigst mit dem „Drumherum für’s Baby“ austoben.
Facebook-Seite von König Hasenherz
Nachhaltige Produkt-Entwicklung
Seit meiner Kindheit bin ich mit der Nähmaschine bestens vertraut. Das liegt bei uns in der Familie. Schon meine Urgroßmutter, Großmutter und Mutter haben genäht. Meistens waren es allerdings
Kleidungsstücke für die Kinder oder sich selbst. Bei mir war es ein Kleid, das ich zunächst mit der Hand genäht habe. Ich war 12 Jahre als meine Mutter mich endlich an ihr Heiligtum, die alte
Singer Nähmaschine, ließ. Seitdem bin ich mit dem Nähvirus „infiziert“.
Ich habe viele, viele Schnittmuster aus den diversen Modemagazinen gesammelt. „Die Zeitung „Carina“ habe ich mir in der Schulzeit, in den 1980ern, regelmäßig gekauft. Die „Burda“ gab’s nur zu
ganz besonderen Anlässen, die war nämlich teuer.
Und es war eben eines dieser Schnittmuster aus einer alten Osterausgabe der Burda, das hier und da abgändert, viele Jahre später Grundlage für „meinen“ Hasen wurde. Es brauchte einige Anläufe,
bis mein Hase die gewünschte Form hatte. Die Arme und Beine waren zudem nicht, wie beim Originalschnitt, an den Rumpf genäht, sondern in ihn eingesetzt.
Für den Rumpf verwendete ich alte, aber gut erhaltene, dicke Frottee-Handtücher, die ich auf meinem Lieblings-Trödelmarkt am Aachener Platz entdeckt und immer wieder nachgekauft habe. Die Arme
und Beine waren aus altem sogenannten Bauernleinen, das eine relativ grobe Struktur hat. Das waren dann meistens alte Laken aus der Aussteuer junger Frauen um 1900. An diese Materialien ist
mittlerweile nur noch sehr schwer dranzukommen.
Beide Materialien waren besonders gut geeignet, weil sie sehr strapzierfähig sind. Neu gekaufter Frotteestoff ist nicht nur teuer und meist mit Chemikalien belastet, sondern außerdem sehr
anfällig dafür Fäden zu ziehen. Die alten Frottee-Handtücher boten da ganz besondere Vorteile. Wer will schon chemiebelastete Materialien für seine Kleinen?
Außerdem war das Recyceln von bereits vorhandenen Materialien schon vor 20 Jahren ein (aufkommender) Trend.
Bis heute bin ich eine Freundin der Nachhaltigkeit!
Ach ja, und in seinem Bauch hatte der kleine König außerdem ein Säckchen mit Kirschkernen. Warum und wie diese dort hineingekommen waren, dazu habe ich eine eigene Geschichte geschrieben. Überhaupt gab es mehrere Geschichten und auch ein Wiegenlied nach einer bekannten französischen Melodie aber mit einem neuen, deutschen Text.
1. Das Kommunikationsdesign
Das „Kind“ braucht einen Namen
Die ersten Hasen waren genäht und warteten nun in meinem Wohnzimmer auf ihre neuen Besitzer. Ich hatte mehrere Märkte in der Umgebung ins Auge gefasst, um sie zu verkaufen.
2003 waren Facebook und Instagram noch nicht erfunden. Werbung lief also ausschließlich offline.
Um als Marke erkennbar zu werden, brauchte das Kerlchen mit den Kirschkernen im Bauch dringend einen Namen.
Der Ausruf meiner ersten Kundin „Ach, was für ein Hasenherz!“ war Inspiration für die Namensgebung.
2. Das Logodesign
Die Logos von König Hasenherz und seinen Freunden
Nach kurzer Zeit gesellte sich „Prinzessin Rosalie“ als Gefährtin an die Seite von „Prinz Hasenherz“.
Ja, da war er noch ein Prinz. Warum er später zum König wurde, dazu gibt es eine eigene Geschicht. Der eigentliche Grund lag aber in der Anmeldung der Marke. Aber dazu später …
Irgendwann meinte mein Mann, dass es auch einen Bösewicht in der Geschichte geben müsse – einen Piraten zum Beispiel.
So entstand „Käpt’n Hasenbein“ mit Augenklappe, „appem“ Bein und Piraten-Hut. Der schaffte es allerdings nicht in die Produktion – bis auf ein Muster-Exemplar (von dem es noch nicht einmal ein
Foto gibt). Er war einfach zu aufwendig!
Aber es gibt für ihn zwei unterschiedliche Logo-Varianten: Eine mit gekreutzen Knochen hinter dem Piratenkopf und eine mit gekreuzten Möhren (die war weniger „gruselig“).
Alle drei Figuren haben also ihr eigenes Logo.
Meine Signets im Logo sind nicht immer als Hasen erkannt worden – das muss ich gestehen. Manchmal wurden sie als Hund oder auch Pinguin gedeutet. Verändert habe ich sie deswegen trotzdem nie.
Die Logos kamen überall zum Einsatz. Ganz besonders wichtig wurden sie aber später für den „Schniesel“ am Hintern der Stoff-Figuren. Was der alles bewirkt hat und warum professionelles Logodesign für eine starke Marke so wichtig ist,
erfährst Du in dem kurzen Video, das ich zu diesem Thema auf meinem YouTube-Kanal geteilt habe.
Bei ebay habe ich mir alte Siebe für den Textilsiebdruck gekauft und diese bei einem befreundeten Siebdrucker entschichten und mit den verschiedenen Logos und Motiven wieder beschichten lassen.
So war ich in der Produktion unabhängig und konnte die Motive auch an Stellen platzieren, an denen es z.B. bei Spreadshirt nicht geht.
Für den Druck auf meinem Glas-Küchentisch habe ich mir Siebdruckfarben auf Wasserbasis bei Siebdruck Schmidt besorgt.
Die haben zwar den Nachteil, dass man sie nach dem Trocknen noch mit dem Bügeleisen fixieren muss, aber sie stinken nicht und die Siebe sind einfach zu reinigen.
Der Druck auf meinem, von unten beleuchteten, Küchentisch war immer eine Riesenaktion. Überall lagen die bedruckten Shirts zum Trocknen herum. Man konnte kaum treten. Durch die Beleuchtung von
unten konnte ich das Sieb anhand der Silhouette des Druckobjektes gut platzieren.
Die Motive habe ich immer nur einfarbig gedruckt, da man für einen mehrfarbigen Druck eine spezielle Vorrichtung braucht, um die Siebe passgenau zu platzieren. Das war mir zu arbeitsintensiv. Stattdessen habe ich bei einigen Motiven später Klebestrasssteine appliziert, die sogar bei einigen Jungs der absolute Renner waren.
3. Die Vermarktung
Kleiner Hase ganz groß
Natürlich brauchte ich am Anfang Unterstützung durch Freunde und Familie.
In meinem Netzwerk habe ich die ersten Models für eine Show im Stahlwerk Düsseldorf gefunden. Mia und Tomoko waren genauso aufgeregt, wie ich auf der großen Bühne.
Mein erstes Interview habe ich einer Bekannten für einen Düsseldorfer Online-Sender auf dem Trödelmarkt gegeben. Dort habe ich meine Produkte ein halbes Jahr lang angeboten, bis ich herausfand,
dass ich dort nicht meine Zielkunden finde. Für die Steigerung der Bekanntheit meiner Marke, war er aber ein wichtiger und kostengünstiger Baustein. Dort konnte ich mir auch direktes Feedback zu
meinen Produkten holen.
Die Düsseldorfer Modedesignerin Anne-Marie
Morscheck hat mir in ihrem Atelier „DSigns“ über zwei Jahre ein ganzes Schaufenster für meine Produkte zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug habe ich mich um unser gemeinsames Marketing
gekümmert.
Ich habe auf vielen Kunsthandwerker-Märkten ausgestellt, für die ich jedes Mal meine Produktpalette erweitert habe. Und für Firmen habe ich ein besonderes Geschenk-Set entwickelt, das fertig
konfektioniert, an schwangere Mitarbeiterinnen verschenkt werden konnte und die Suche nach einem passenden Geburts-Geschenk erleichterte.
Und natürlich hatte ich eine umfangreiche Website mit allen Produkten. Die habe ich damals noch mit dem Apple-eigenen Programm „iweb“ gestaltet. Die war echt schön, aber leider nicht responsiv.
Damals kein Problem, denn Websites hat man sich noch am Desktop und nicht auf dem Handy angesehen. Nach Einstellung des Programms habe ich keine neue Homepage mehr für „König Hasenherz“
aufgebaut. Der Online-Handel wurde erst Jahre später wirklich interessant. Meine Produkte wollten die Kund:innen anfassen und erleben. Dann haben sie auch immer gekauft.
Für mein damaliges Auto, einen dunkelroten Fiesta, habe ich eine auffällige Beklebung gestaltet und sie sogar selbst montiert. Als ich den Wagen später verkauft habe, beließ die neue Besitzerin
sie sogar auf dem Wagen, weil sie ihr so gut gefiel und sie meine Marke mochte. Klasse, oder?
Jedes neue Fahrzeug bekam wieder eine neue Beklebung. Aber keine war so groß und auffällig wie diese erste. Die Wirkung einer gut gestalteten Fahrzeugbeklebung ist nicht zu unterschätzen!
Begeisterte Kunden sind die beste Werbung!
Die beste Werbung für mich haben allerdings meine zufriedenen Kund:innen gemacht. Ich wurde ständig weiterempfohlen und die Wiederkaufsrate war (auch auf den Märkten) sehr gut.
Es gibt sogar einige ehemals Beschenkte (damals noch Babies oder Kleinkinder), die heute Kund:innen sind. So wollte Max (jetzt Teenager) vor kurzem ein neues „König Hasenherz“-Schmusekissen
haben, weil seines so „abgeliebt“ war. Genauso war es auch mit der Tochter meiner besten Freundin, die mich nach 16 Jahren um ein neues Kissen bat. Und sie hatte Glück!
Verrückt, oder?
4. Die Herausforderung
Markenanmeldung mit Hindernissen
Ursprünglich war eine Markenanmeldung unter dem Namen „Prinz Hasenherz“ geplant. Beim Patent- und Markenamt gab es nach einer telefonischen Anfrage zunächst auch grünes Licht. Allerdings habe ich mich, wegen der phonetischen Ähnlichkeit, sicherheitshalber auch mit dem Patentanwalt der Marke „Prinz Eisenherz“ kurzgeschlossen. Der hat mir direkt mitgeteilt, dass er in jedem Fall gegen meine Markenanmeldung Widerspruch einlegen würde. Und das konnte richtig teuer werden. Gegen so eine Marke hat man keine Chance!
MERKE: Phonetik geht vor Wortlaut! [ˈhaːzn̩hɛʁt͡s] und [ˈaɪ̯zn̩hɛʁt͡s]
Nun war guter Rat teuer. Welchen Titel sollte mein Hase denn nun bekommen? Fürst? Graf? Oder König?
Ein kurzerhand initierter Wettbewerb beim sechs Wochen später stattfindenden „Lintorfer Handwerkermarkt“ brachte die Lösung. „Schreibe eine Geschichte über Prinz Hasenherz“ hieß es in meinem
Aufruf im Begleitmagazin des Markets.
Die Krönungsgeschichte der 8-jährigen Hannah war einfach entzückend. Der schüchterne „Prinz Hasenherz“ zeigte sich darin als cleverer Retter seines Volkes und wurde kurzerhand zum König gekrönt.
Das war die Lösung!
Im Mai 2007 habe ich „König Hasenherz“ eigenverantwortlich, zunächst als Wort-/Bildmarke, dann aber doch nur als Wortmarke für 5 Klassen (Klassifikation nach Nizza) angemeldet. Im Januar 2008 galt die Marke dann als eingetragen und durfte offiziell das ® im Logo zeigen.
Die Änderung von der Anmeldung einer Wort-/Bildmarke zur reinen Wortmarke, hatte folgenden Gründe:
- Erster und wichtigster Grund war der reine Schutz des Namens „König Hasenherz“.
So konnte ich das Logo-Design noch verändern. Beim Schutz als Wort-/Bildmarke wäre dies nicht ohne Kosten möglich gewesen. Auch hätten alle Logovarianten einzeln oder zusätzlich als „Design“ (ehemals „Geschmacksmuster“) angemeldet werden müssen. - Bei mir als Designerin des Logos liegt das Urheberrecht. Es ist für mich also schon mal persé geschützt.
Das Urheberrecht ist, im Gegensatz zum Nutzungsrecht, nicht übertragbar!
Wenn Du Dir ein Logo von mir gestalten lässt, übertrage ich Dir lediglich die Nutzungsrechte (je nach vereinbartem Umfang). Das Urheberrecht bleibt hingegen immer bei mir, das kann ich Dir gar nicht übertragen.
Die Onlineanmeldung einer deutschen Marke (nur geschützt in Deutschland) kostet, inklusive drei Klassen, ca. 300 Euro. Das reicht für die meisten Marken als Grundschutz aus. Allerdings solltest Du Dir direkt von Anfang an bewusst machen, wie groß Du Deine Marke aufbauen möchtest und dann direkt alle weiteren Klassen mit anmelden. Späteres „Hinzubuchen“ von Klassen ist nicht möglich. Du musst dann die Marke komplett neu anmelden inkl. aller Gebühren und gehst außerdem das Risiko ein, dass jemand anderes eine Marke mit gleichem Namen in den gewünschen Klassen bereits angemeldet hat. Das ist nämlich ohne Weiteres möglich und wäre sehr ärgerlich.
Eine umfangreiche vorherige Recherche ist also extrem wichtig. Ich hab damit so meine Erfahrungen gemacht.
So sieht der Eintrag als Marke aus
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Du möchtest erst noch wissen, wann sich mein professionelles Logodesign für Dich und Dein Produkt auszahlen kann? Dann guck Dir einfach die 3 Tipps in meinem kurzen Video auf meinem YouTube-Kanal an.